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3 Fragen an…

In unserer Reihe „3 Fragen an“ haben wir diesmal Doris Österreicher, Partnerin/Architektin bei Treberspurg & Partner und Dozentin an der BOKU Wien, Fragen zu Gebäuden und Energie gestellt.

Was sind Energieflexible Gebäude und warum braucht es diese?

Für eine nachhaltige Energiewende ist es unabdingbar fossile Energieträger mit erneuerbarer Energie zu ersetzen. Nachdem Sonne, Wind- und Wasserkraft wetterabhängig und sind, müssen diese Energiesysteme immer auch zusammen mit Speichern angedacht werden. Gebäude können hier einen wertvollen Beitrag liefern, da sie durch die Einbindung von elektrischen Batterien, aber vor allem durch ihre thermische Masse eine effiziente Speicherung ermöglichen. Energieflexible Gebäude verfügen über die notwendige System- und Regelungstechnik, um Energie zu bestimmten Zeiten aufzunehmen, zu speichern und auch wieder abzugeben. So können Gebäude z.B. mit einer wettergestützten Regelung vorgeheizt werden, wenn gerade ein Überschuss an erneuerbarer Energie vorhanden und es in den Folgetagen abkühlt. Oder auch umgekehrt, im Kühlfall kann das Gebäude mit der Kombination einer Bauteilaktivierung und Wärmepumpen erneuerbare Energie effizient nutzen. Energieflexibilität ist demnach ein wesentlicher Baustein einer nachhaltigen Gebäudeplanung.

Wie macht man konventionelle Städte zu „Smart Cities“?

Der Begriff „Smart Cities“ beschreibt eine systemische Herangehensweise an eine effiziente und lebenswerte Stadt. Verschiedene Sektoren, wie z.B. Energieversorgung, Gebäude, Mobilität und Industrie, werden intelligent miteinander verbunden, um dadurch Optimierungspotenziale auszuschöpfen. Während die systemtechnische Verknüpfung, die durch die erhöhte Digitalisierung erst ermöglicht wurde, einen relevanten Beitrag leistet, sind es vor allem die Aspekte der Lebensqualität, die mit einer Smart City in Verbindung gebracht werden. Für die strategische Planung der Bestandsstadt bedeutet dies in erster Linie ein Transformationsprozess, der alle Aspekte der Stadtplanung adressiert. Dies inkludiert z.B. Sanierung und Nachverdichtung, die Stadt der kurzen Wege, die Integration von erneuerbaren Energien oder auch die Verbesserung des Mikroklimas, Begrünung und die Entsiegelung von Flächen. Wichtig ist dabei immer die ganzheitliche Perspektive und damit die Berücksichtigung der Wechselwirkung der einzelnen Maßnahmen sowie die Einbindung von Bürger*innen und Expert*innen, um lokal angepasste Lösungen zu entwickeln.

Mehr als 40 % der klimarelevanten Emissionen werden der Errichtung und dem Betrieb der Gebäude zugeschrieben. Jede Verbesserung im Gebäudesektor, jedes Prozent an Energieeffizienz trägt zur Erreichung der Klimaziele bei. Die Optimierung des Gebäudebestands spielt dabei die mit Abstand wichtigste Rolle da diese den größten Anteil am Ressourcenbedarf ausmacht. Im Neubau entwickelte und erprobte Technologien können dabei auch für den Bestand adaptiert werden. So wird z. B. die Bauteilaktivierung, die im letzten Jahrzehnt im Neubau immer mehr zur Anwendung kommt, auch vermehrt in der Sanierung eingesetzt, wo über außenliegende Wandsysteme die Gebäudetechnik auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann, ohne die Bewohner*innen während der Bauarbeiten zu beeinträchtigen. Demonstrationsprojekte spielen in der Implementierung von innovativen Technologien eine besonders relevante Rolle, da hier vorab entwickelte und im Labor getestete Systeme in einer echten, physischen Umgebung integriert und optimiert werden können.

Wie muss das Gebäude der Zukunft aussehen, in dem Sie arbeiten möchten?

Das Gebäude der Zukunft steht schon. Wir müssen unseren Fokus auf den Gebäudebestand richten, damit wir die Energiewende im Bausektor auch nur annähern schaffen. In der Bausubstanz sind schon Unmengen an Ressourcen gebunden, ein Neubau benötigt zumeist über den gesamten Lebenszyklus betrachtet mehr Energie, mehr Materialien und mehr Fläche. Demnach möchte ich in einem hoch-effizient sanierten Altbestand arbeiten, der die Ansprüche an eine moderne Arbeitsumgebung erfüllt. Niedriger Energiebedarf, die Integration von erneuerbaren Energien, intelligente Steuerung der technischen Systeme, Zugang zu Freiflächen und Begrünung und vor Allem auch eine gute Architektur, die alt und neu ästhetisch anspruchsvoll miteinander verbinden sind die wesentlichen Aspekte, die ein zukunftsfittes Gebäude ausmachen.